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Problem: hotmail, msn und die "Sender-ID"


Der Blödsinn mit der "Sender-ID"

Eigentlich geht es um die wirksame Bekämpfung von Spam, unerwünschter Werbe-Mails. Mit diesem unterstützenswerten Ziel befassen sich weltweit schon viele kluge Köpfe seit Jahren. Inzwischen haben auch international tätige Gremien, darunter auch solche, in denen die Grossen des Internets sitzen, das Thema auf der Tagesordnung.

Nun hat eine Firma namens "Microsoft" aus Redmond/USA sich ein Verfahren patentieren lassen, das jede E-Mail mit einer sogenannten "Sender-ID" versieht. Das Ziel soll sein, den Absender zuverlässig identifizieren zu können. E-Mails ohne Sender-ID können dann abgewiesen werden.

Nachteile der "Sender-ID"

Was auf den ersten Blick wie eine gute Idee aussieht, hat natürlich etliche Haken und Ösen:

  • Dieses Verfahren ist nur praktikabel, wenn es von allen unterstützt wird. Das heisst, jedes Programm zum Transportieren und Anzeigen von E-Mails muss das Verfahren implementieren. Wer nicht mitmacht, ist praktisch von der weltweiten Kommunikation per E-Mail ausgeschlossen. Seine Nachrichten kommen dann nur bei denen an, die dieses Verfahren auch nicht einsetzen.
  • Die "Sender-ID" ist von Microsoft patentiert. Microsoft hat zwar zugesagt, keine Lizenzgebühren zu erheben, aber ob das in Zukunft so bleibt, kann niemand garantieren. Die bisherige Geschäftspolitik von Microsoft lässt hier nichts Gutes erwarten.
  • Erschwerend kommt hinzu, dass die von Microsoft formulierte Lizenz es unmöglich macht, das Verfahren zur Generierung von "Sender-IDs" in Programme zu integrieren, die unter Open Source Lizenzen publiziert werden. Dieser Versuch ist mit "Unverschämtheit" noch höflich umschrieben. Microsoft will angeblich weltweit Spam bekämpfen, aber gleichzeitig einen grossen Teil des Netzes von der dazu vorgeschlagenen Technik ausschliessen. Damit ist dieses Verfahren, jenseits aller technischen Details, völlig untauglich.
  • Das Verfahren zur Generierung von "Sender-IDs" ist zwar in der Patentschrift dokumentiert und auch auf den Seiten von Microsoft erläutert, unterlag jedoch nie den im Internet üblichen Verfahren zur Entwicklung von Normen. Es gibt keinen rfc dazu.
  • Das zuständige Gremium, die MARID-Workinggroup der IETF hat das von Microsoft vorgeschlagene Verfahren in seiner Sitzung vom 10.09.2004 abgelehnt. Statt dessen versucht man, sich auf ein mehrstufiges Verfahren zu einigen, das mehrere verschiedene Verfahren zur Identifizierung von Spam ermöglicht. Damit ist die "Sender-ID" kein offiziell anerkanntes Verfahren, sondern eine proprietäre Lösung von Microsoft. Erfahrungsgemäss sind alle solche Lösungen im Internet zum Scheitern verurteilt.
  • Selbstverständlich setzen professionelle Spammer seit Anfang 2005 schon die Sender-ID ein. Die Mehrheit der Mails, die zur Zeit (Juli 2005) mit Sender-ID versendet wird, ist Spam. In der aktuellen Praxis ist dieses Verfahren also tendenziell eher ein Merkmal zur Erkennung von Spam, nicht zu dessen Vermeidung.

Die Reaktion von Microsoft

Ende Juni 2005 kündigte Microsoft an, die "Sender-ID" bei seinen Diensten hotmail und msn ab November 2005 einzuführen. Alle Mails ohne Sender-ID würden dann als potentieller Spam aussortiert.

Die prompt erschollene Kritik aus dem Rest der Welt verklang ungehört. Microsoft verwies darauf, dass "mehr als eine Milliarde" E-Mails täglich mit Sender-ID ausgestattet ist. Der Rest ist eben bis zum Beweis des Gegenteils Spam. So einfach ist die Welt sortiert.

Da Microsoft in den zuständigen Gremien keinen Erfolg hatte, versucht diese Firma, einen Pseudo-Standard per Marktmacht durchzusetzen. Für diese Verfahrensweise ist dieser Anbieter bekannt. In anderen Bereichen des Software-Marktes ist ihm dies mehrfach gelungen. In den zum reibungslosen Betrieb erforderlichen Bereichen des Internets allerdings noch nie. Das ist auch offensichtlich gut so und soll auch so bleiben.

Obwohl diese Ankündigung erst ab November Realität werden soll, kommt es heute (Juli 2005) schon vor, dass E-Mails bei Nutzern von hotmail.com im Papierkorb landeten, wenn der Spamfilter aktiviert war. Wurde er deaktiviert, kamen diese E-Mails prompt wieder an. Selbstverständlich ist zuverlässig ausgeschlossen, dass über den von den Unterzeichnern verwendeten Mailservern in Vergangenheit und Zukunft jemals Spam versendet wurde/wird.

Konsequenz

Da jetzt schon unwahrscheinlich ist, ob standardkonforme E-Mails bei Nutzern von hotmail und msn überhaupt ankommen, sehen wir uns genötigt, die Kommunikation per E-Mail mit diesen Menschen einzustellen.

Niemand tippt gerne für den Papierkorb. Sie vermutlich auch nicht. Es ist eben keine Lösung, vor dem Versand einer E-Mail zunächst anzurufen, und darum zu bitten, den Spamfilter zu deaktivieren.

Natürlich ist die Verwendung der Sender-ID auch keine Lösung, sondern bestenfalls ein weiteres Problem.

Alternativen für Sie

  • Nutzen Sie den Mail-Dienst Ihres Providers oder andere seriöse Anbieter.
  • Installieren Sie einen geeigneten Spamfilter auf Ihrem Rechner oder wählen Sie einen Anbieter, der einen solchen auf seinem Mailserver anbietet und pflegt.
  • Nutzen Sie sichere, standardkonforme Software seriöser Hersteller.
  • Vertrauen Sie auf die technischen Empfehlungen und dokumentierten Standards der im Internet zuständigen Gremien, die nicht von der Technik und/oder Geschäftspolitik eines einzelnen Anbieters abhängen. Diese Techniken sind weltweit allgemein gültig und erprobt und von jedermann jederzeit in beliebiger Weise kosten- und registrierungsfrei nutzbar.

Aussichten

Der Versuch, sich in die Denkweise der Fa. Microsoft hineinzuversetzen, führt zwangsläufig zu der Befürchtung, dass dieser Anbieter auch auf die Idee kommen könnte, diese untaugliche Technik auch in den in Qualität und Sicherheit heftig umstrittenen Mailclient "Outlook (Express)" zu integrieren. Sollte dieser Fall eintreten, muss ernsthaft geprüft werden, ob der Versuch einer Kommunikation mit Nutzern dieses Programms noch sinnvoll ist.

Weitere Quellen

...gibt es unzählige. Eine kurze Recherche bei Google sollte reichen.

Wir hoffen weiter auf eine freie, ungehinderte Kommunikation

  1. Rainer Kersten
  2. Stefan Harmuth
  3. Dr. jur. Michael Stehmann
  4. Mechtilde Stehmann
  5. Harald Laabs
  6. Tonnie Lubbers
  7. Christine Ewert
  8. Sabine Engelhardt
  9. Konni Scheller
  10. Martin Weis

Wer seinen Namen (mit oder ohne Link) unter dieser Erklärung sehen möchte, melde sich. Dabei ist es natürlich sinnvoll, auf der eigenen Kontaktseite einen ähnlichen Satz wie hier unter "Konsequenz" einzubauen. Um die Leser nicht dumm sterben zu lassen, kann gerne auf diese Seite gelinkt werden.