Warum können Werbeagenturen keine guten WWW-Seiten schreiben?

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Werbemedium WWW: Der Sender bestimmt den Inhalt der Botschaft, der Empfänger bestimmt die Gestaltung

Im Blick der Werbeagenturen ist immer das Werbe-Medium, das die Werbe-Botschaft transportiert, mit all seinen technischen und kommunikativen Bedingungen. So ist es gut und richtig. In den klassischen Medien. Wenn Werbeagenturen jetzt aber denken, sobald ihre Werbebotschaft, die auf dem Rechner in der Werbeagentur so perfekt präsentiert wird, durch die Leitung ins WWW geschickt wurde, wäre alles gut, irren sie sich.

Im WWW bekommt das Ausgabe-Medium die entscheidende Bedeutung über Sieg oder Niederlage, über Umsatz mit zufriedenen und informierten Kunden, oder den schnellen Klick auf die nächste Seite.

Ausgabe-Medium Bildschirm

Die Ausgabe-Medien im WWW sind aber dermassen verschieden, dass es offensichtlich die Phantasie der "Webdesigner" in den Werbeagenturen überfordert. "Wie das?" fragen sie, "Bildschirm eben. Wo ist das Problem?" Abgesehen davon, dass das Ausgabe-Medium keinesfalls zwangsläufig der handelsübliche Monitor eines handelsüblichen Computers sein muss, fangen die Probleme hier schon an. Der Sender der Botschaft hat im WWW folgende Parameter beim Empfänger der Botschaft nur in Ausnahmefällen und dann auch nur teilweise unter Kontrolle:

  • Grösse des Bildschirms
  • Qualität des Bildschirms
  • Eingestellte Auflösung
  • Farbtiefe
  • Installiertes Betriebssystem
  • Installierter Browser
  • Browser-Version
  • Grösse des Browserfensters
  • Grösse der Anzeigefläche für WWW-Seiten im Browserfenster
  • Eingestellte Schriftgrösse
  • Eingestellte Schriftart
  • Eingestellte Farben für Schrift und Hintergrund

Auch diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

All diese Parameter beeinflussen entscheidend die Gestaltung der WWW-Seiten auf einem Bildschirm. Das mühsam millimetergenau ausgeklügelte "Design", wie es die "Webdesigner" der Werbeagenturen so gerne entwerfen, wirkt nur in Ausnahmefällen genau so, wie sie es sich vorstellten. Viel zu oft werden Texte übereinandergeschoben, Inhalte aus technischen Gründen gar nicht erst angezeigt, Farben anders ausgegeben, Texte nicht oder sehr anders dargestellt, als vorgesehen. Häufig werden wesentliche Bereiche von WWW-Seiten, wie z.B. die Navigation, gar nicht angezeigt.

Michael Nahrath hat das Prinzip der sich den Ausgabemedien anpassenden HTML-Dokumente in der newsgroup de.comm.infosystems.www.authoring.misc sehr anschaulich erklärt:

Stell Dir vor, Du kaufst eine Zeitung.
Beim Lesen in der U-Bahn ist es eng, da hat sie A5-Format.
Auf dem Fussweg zur Arbeit lässt Du dir einen Artikel vom Walkman vorlesen.
Im Büro liest Du sie auf dem Schreibtisch, da hat sie A2.
Abends gibst Du sie Deiner Oma zu lesen und machst dafür die Schrift grösser.
Und das alles mit ein und derselben Zeitung!

Geht leider nicht mit Papier, mit einer Website geht sowas.

Sobald die Wirkung einer WWW-Seite auf genauester Ausgabe beim Leser beruht, sind die betroffenen WWW-Seiten mitsamt ihrem Design nahezu wertlos. Wirtschaftlich wertlos im Sinne von mehr Kundenkontakten, mehr Umsatz des Auftraggebers. Wer seine WWW-Präsenz schon einmal von einer Werbe-Agentur gestalten liess, weiss, was das in Euro bedeutet. Können solche Investitionen eigentlich sofort abgeschrieben werden? Oft wäre dies sinnvoll.

Wie wirken solche WWW-Seiten auf anderen Ausgabe-Medien als dem Bildschirm?

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